Die 18-jährige Simona Waltert gilt als große Tennishoffnung ihres Landes. Vor einer Woche schlug die Schweizerin beim WTA-Turnier in Lausanne die deutsche Topspielerin Julia Görges. Dabei holte sie mehrmals einen Breakrückstand auf – was ihr in der ersten Runde in Bildechingen erneut gelang.

Von Maik Wilke, Südwestpresse – Neckar-Chronik Horb, 25.07.2019/Bild: Wolfgang Rosenkranz

Mit dem erwartet schnellen Spiel der Gegnerin hält sie mit, ihr unterlaufen so gut wie keine unnötigen Fehler. Zwar gibt Simona Waltert den ersten Satz im Tiebreak ab, doch den zweiten holt sie sich mit 6:4. Die junge Schweizerin tritt konzentriert auf, ist bei jedem Schlag fokussiert. Beim Stand von 3:2 und 30:0 im dritten Satz gibt ihre Gegnerin wegen Schmerzen im Handgelenk auf. Die 18-jährige Schweizerin hat damit Julia Görges, Nummer 25 der Weltrangliste, aus dem WTA-Turnier in Lausanne geworfen.

Eine Woche nach dem größten Erfolg ihrer noch jungen Karriere schlägt Waltert auf der Anlage des TC Bildechingen auf. Ein schönes, ruhiges Turnier wie sie im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE erzählt. Und ein weiteres, auf dem Weg Richtung WTA-Tour: „Für mich geht es in jedem Match darum, mich zu verbessern. Schritt für Schritt an mir zu arbeiten“, sagt Waltert. Der Sieg gegen Görges stärkt das Selbstvertrauen der Nummer 591 der Welt, immerhin war das Erstrundenmatch in Lausanne der erste Auftritt überhaupt von Waltert auf der WTA-Tour. „Bei der Auslosung habe ich nur gedacht: Das ist ja cool! Da bekomme ich erst eine Wildcard fürs Turnier – und darf dann auch noch gegen die an Eins gesetzte Spielerin ran“, erzählt die Schweizerin. „Schon vor dem Match war klar, dass ich viel aus dem Duell mitnehmen werde und schauen kann, wo ich leistungstechnisch stehe.“

Das Ergebnis dürfte Simona Waltert folglich gefallen haben: Bei der WTA-Premiere ein Sieg gegen eine siebenfache Turniersiegerin und ehemalige Top-Ten-Spielerin? Das verspricht weitere Erfolge auf internationaler Ebene, schürt aber auch Erwartungen. In der Schweizer Presse wird die 18-Jährige als „die nächste Große Tennishoffnung“ des Landes bezeichnet. Druck verspüre Waltert deshalb aber nicht: „Natürlich möchte ich so schnell wie möglich dauerhaft auf die WTA-Tour. Aber ich weiß auch, dass das Turnier in Lausanne erstmal eine Ausnahme war und ich mich nun eben Schritt für Schritt steigern muss, um den Sprung zu schaffen. Und um mir diesen Sprung auch zu verdienen.“ Zumal die landesinterne Konkurrenz enorm ist: Acht Spielerinnen aus der Schweiz stehen in der Weltrangliste noch vor Waltert.

Ein weiteres WTA-Turnier wird sie dieses Jahr indes nicht mehr spielen, der Schweizer Verband richtet keines mehr aus. Doch Simona Waltert hofft darauf, bei dem mit 60 000 Dollar notierten ITF–Turnier in Montreux teilzunehmen.

Kein Grübeln, kein Meckern

Spielerisch legt sie den Fokus gerade nicht auf eine bestimmte Technik, sondern sieht überall noch Potenzial, sich zu verbessern. Dass die 18-Jährige bereits über eine mentale Stärke verfügt, die selbst vielen Spielerinnen auf der WTA-Tour fehlt, bewies Waltert gegen Görges. In den ersten beiden Sätzen lag sie jeweils schon mit Break hinten, kämpfte sich aber zurück. „Ich fange da nicht an zu grübeln, oder mich verrückt zu machen. Was passiert ist, ist passiert. Der Blick, die Konzentration geht sofort wieder nach vorne.“

Gegen Tena Lukas, die in Bildechingen an Drei gesetzte Kroatin, hat sie das am Dienstagnachmittag erneut eindrucksvoll bewiesen. Während Waltert im ersten Satz kaum Winner schlug, fand sie anschließend besser ins Match. Das 3:6 schüttelte die 18-Jährige ab, holte sich den zweiten Satz im Tiebreak – und schaffte letztlich mit dem 3:6, 7:6 und 7:5 den Einzug in die nächste Runde. Das Ziel in Bildechingen hat Simona Waltert klar formuliert: „Ich möchte das Turnier gewinnen – aber das dürfte bei jeder anderen Spielerin ebenfalls das Ziel sein.“

Coaching im Spiel: „Jedem die Wahl lassen“

In ihrem ersten Spiel auf der WTA-Tour hat Simona Waltert die Erfahrung gemacht, sich mit ihrem Trainer Stéphane Bohli während des Matches zu beraten. Auf der ITF-Tour (zu der der AHG-Cup zählt) sowie bei Grand Slams ist dies nicht erlaubt. „Es kann definitiv helfen, weil man so eine Meinung von außerhalb des Platzes bekommt. Daher finde ich das Coaching an und für sich eine gute Sache, aber es muss auch zwischen Spielerin und Trainer passen. Manche Spielerinnen sind während des Matches eben lieber für sich allein .“

Waltert sei daher dafür, das Coaching zu erleben. „Schließlich steht es jeder Spielerin dann immer noch frei zu entscheiden, ob sie davon Gebrauch macht.“